Hallo, hier sind wir wieder. Nach einer ganz schön langen Durstrecke in diesem Blog. In letzter Zeit häufen sich aber die E-Mails und Anfragen an unser Studio - viele wollen wissen: Was ist denn jetzt mit dem Scaramouche-Film? Hat Corona euch erledigt? Habt ihr aufgegeben? Das können wir ganz klar beantworten: Nein! Das war's noch nicht. Aber ja, Corona hat uns ganz schön aus der Spur gebracht.
Als wir im Oktober 2020 zu einem Drehtag für "Heart and Soul" im Jazzhaus Freiburg aufbrachen, hätten wir nicht erwartet, dass es für so lange Zeit der letzte Drehtag sein würde. Damals trafen wir uns mit Deep-Purple-Production-Manager Lothar Strunk, der uns viele spannende Einblicke in seine Zusammenarbeit mit Scaramouche gewährt hatte. Seit damals ist enorm viel passiert. Sehr schockierend war für uns die Nachricht, dass Lothar nur kurz nach unserem Interview in Kiew ums Leben gekommen war. Ein schmerzlicher menschlicher Verlust und natürlich auch ein Verlust für die gesamte Musikszene. Lothar wird fehlen... Zumindest einen kleinen Teil seines Vermächtnisses konnten wir aber auf Video bannen - in "Heart and Soul" wird Lothar definitiv zu Wort kommen.
Fehlende Motive durch Corona
Warum es aber mit "Heart and Soul" seither nicht weitergehen konnte, hat andere Gründe. Einer davon ist die zeitliche Relevanz der Interviews. Da viele Motive, die für den Film immens wichtig sind, aufgrund von Corona noch immer nicht in gewohntem Umfang und Umfeld existieren (Konzerte, Menschenmassen, Schulfeste, Schulunterricht), gab es für uns keine Möglichkeit, fehlende Elemente einzudrehen. Das mag paradox klingen, weil unser Filmstudio bereits seit Mai 2020 mit der Konzertfilm-Serie "WeLive" ein filmisches Großprojekt betreut, doch leider sind Konzertfilme ganz einfach eine vollkommen andere Sache als ein Dokumentarfilm. Schließlich ist der Anspruch einer Doku, dass die Wirklichkeit gezeigt wird - keine reine Inszenierung, wie es bei unseren Konzertfilmen der Fall ist. Die Corona-Pandemie allerdings greift auf eine Weise in die Wirklichkeit unserer Protagonisten ein, die unseren Film inhaltlich überhaupt nicht weiterbringt. Denn was nützt es der Geschichte des Films, Frank und Marc Vetter, Gert Endres und Thomas Schwendemann bei einem Treffen mit FFP2-Maske zu begleiten? Corona hat leider einen direkten Einfluss auf unsere Lebenswelt - doch für die eigentlich wichtigen Dinge in "Heart and Soul" birgt der Virus lediglich eine inhaltliche Ablenkung. Kurz gesagt: Der Fokus auf die momentane Lage würde die Handlung des Films vollkommen verändern. Und das möchten wir nicht. Schließlich soll "Heart and Soul" ein Film über die Musikszene der 80er und 90er Jahre und die Karriere der Band Scaramouche werden. Corona hat damit herzlich wenig zutun.
Während wir nun also darauf warten, dass das "Leben" endlich weitergehen kann und Drehtage für "Heart and Soul" endlich wieder planbar sind, verändern sich natürlich auch unsere Protagonisten. Seit den ersten Interviews im Herbst 2019 sind bereits zweieinhalb Jahre vergangen. Und da wir noch nicht genau wissen, zu welchem Zeitpunkt es möglich sein wird, die fehlenden Szenen zu drehen, ist es auch deshalb wenig zielführend, jetzt einfach "drauflos" zu filmen, nur um in einiger Zeit zu bemerken, dass die Aufnahmen uns in eine falsche Richtung führen. Eine schwierige Gratwanderung, denn natürlich muss Corona in "Heart and Soul" ein bisschen Platz eingeräumt werden. Denn alle vier Bandmitglieder sind schließlich auch heute noch aktive Musiker und so gehört die Pandemie irgendwie zur Geschichte von Scaramouche dazu. Das alles bedeutet: Es muss umgeplant werden. Deshalb findet unsere Arbeit am Film derzeit hauptsächlich am Schreibtisch statt. Das ursprüngliche Skript muss umgeplant werden, viele weitere Komponenten sind mittlerweile hinzugekommen.
Sowohl emotional wie finanziell - Corona-Stop frustriert
Ganz ehrlich: Natürlich waren wir erst mal superfrustriert über den plötzlichen Drehstop. Immerhin hatten wir bereits die Location für die Premierenveranstaltung im Dezember 2020 reserviert und waren mit voller Kraft auf diesen Termin fixiert. Da fällt es schwer, erstmal alles runterzufahren und den so lange ausgetüftelten Drehplan, das in unseren Augen perfekte Skript und die bereits geschnittenen Szenen in die Mottenkiste zu legen. Um doppelt ehrlich zu sein: Natürlich ist so etwas für ein kleines Filmstudio auch ein finanzielles Fiasko. Die bereits getätigten Ausgaben für "Heart and Soul" sind groß - der Lohn durch die Veröffentlichung bleibt aber aus. Das ist bitter. Dennoch ergibt das gerade für unsere Zuschauer und Leser eine absolute Sicherheit: Natürlich werden wir den Film abdrehen und "ins Ziel" bringen. Zum Einen, weil wir nach wie vor absolut begeistert von der Geschichte rund um Scaramouche sind, zum Anderen aber eben auch, weil sich die getätigten Ausgaben nur so refinanzieren lassen. Ihr könnt euch also doppelt sicher sein: Wir sind nach wie vor hinter den Kulissen an der Arbeit um dieses wunderbare Projekt voranzutreiben. Und damit kommen wir auch schon zum schönen Teil der Verzögerung!
Ja, den gibt es wirklich. Die zwei Jahre "Abstand" vom Projekt und das ewige Warten auf den richtigen Moment wieder loszulegen haben natürlich noch einmal viele neue Ideen und Kontakte zu Tage gefördert, die den Film noch einmal spannender machen werden. Ihr dürft gespannt sein. Wir sind jedenfalls Feuer und Flamme, diese neuen Ideen in die Tat umzusetzen und endlich wieder unsere Kameras für den Scaramouche-Film in die Hand zu nehmen. Allzu lange wird's ja hoffentlich nicht mehr dauern. Die Omikron-Welle ist (angeblich) an ihrem Peak angelangt und der Frühling naht. Es könnte ein schöner Sommer werden. Mit ganz viel Musik von Scaramouche.
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