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Cleopha 87 - Nostalgie im Nieselregen

"DSGO-Hinweis!" - das weiße Din-A4-Blatt stach uns sofort ins Auge, als wir den Fußballplatz in Grafenhausen mit unserem Filmequipment betraten. "Heute Abend werden Fotos für unsere Cleopha Sammlung und Filmaufnahmen für den Kinofilm Heart&Soul gemacht." Ein Hinweis für alle Gäste von Walter Holtfoths großer Cleopha-Show Ende Juli. Damit waren wir also auch offiziell angemeldet. Immer ein gutes Zeichen. Unser Dreh konnte also losgehen.


Cleopha 87 ist ein Phänomen in der Ortenau und darüber hinaus. Seit 1987 tourt DJ Walter Holtfoth, der Mann mit dem Hut, mit seiner rollenden Disco durch die Prärie. Eine Bühne, ein DJ-Pult, eine Lichtorgel und ganz viel Rockmusik mit Nostalgie-Charakter - so lässt sich Cleopha 87 wahrscheinlich am besten beschreiben. Die wichtigste Zutat aber: Die Community. Selten kann man so viele freundliche Menschen aus mindestens drei Generationen auf einem Fleck erleben.


Tanzende Menschen, gute Rockmusik und ein Dauernieselregen - Cleopha 87 in Grafenhausen hielt was es versprach

Als wir am 29. Juli das Festivalgelände betraten war es noch hell. Walter begrüßte uns in einem blaugelben T-Shirt mit der Aufschrift "Ukraine - Never Surrender" (deutsch: "Ukraine gibt niemals auf"). Politische Botschaften sind ihm wichtig, schon immer tritt er gegen Rechtsextremismus ein, seit Beginn der russischen Großinvasion engagiert er sich öffentlich für die Ukraine - natürlich auch an diesem Abend. "Die heutigen Zombies sitzen im Kreml", wird er später den berühmten Hit "Zombie" der Cranberries anmoderieren. Das Cleopha-Publikum bejubelt solche Aussagen. Walter weiß, wie er sein Publikum erreicht. Er schafft es mit Leichtigkeit ein Wir-Gefühl herzustellen, deshalb herrscht bei Cleopha schon immer eine grundpositive Stimmung. Das ist Teil des Konzepts. "Cleopha-Familie" nennt Walter das.

Walter Holtfoth, Ukraine, Cleopha 87
Walter Holtfoth begrüßt uns auf dem Festivalgelände in Grafenhausen. Neben ihm: die Ukrainerin Anzhelika Kovalenko aus unserem Team

Acres Wild bei Cleopha 87


Doch deshalb waren wir nicht hier. Schon zu Beginn unserer von der Corona-Pandemie leider jahrelang gestoppten Dreharbeiten, hatten wir im Jahr 2019 in einem langen Interview mit Walter Holtfoth über die Lahrer Regio-Szene, seine rollende Discothek und seine Verbindung zu Scaramouche und dem Band-Vorgänger Acres Wild gesprochen. Walter hatte die Jung-Rocker in den 80ern und 90ern immer wieder unterstützt, als Radiomoderator dafür gesorgt, dass Acres-Wild-Songs in den Playlisten von Radio OHR landeten und die Band auch immer wieder für seine Veranstaltungen gebucht. Klar, dass er da in unserem Film nicht fehlen darf. Da man Cleopha aber auch ein bisschen "fühlen" muss, drehten wir Ende Juli auf dem Cleopha-Open-Air in Grafenhausen. Schnittbilder, nennt man solche Aufnahmen im Filmchargon.


Natürlich ließ Walter es sich nicht nehmen, auch auf der Bühne nochmal kurz über unseren Film zu sprechen: "Wann kommt er denn jetzt raus?", fragte er, wohlwissend, dass es darauf noch keine Antwort geben konnte. "Wenn er fertig ist", gab Pirmin lachend zurück. Nach dem Zwangs-Aus durch die Corona-Pandemie trauen wir uns nach wie vor keine Prognosen mehr zu. Walter winkte lachend ab. Über die Schwierigkeiten von Kulturschaffenden während und nach der Pandemie hatten wir oft diskutiert - unsere Filmproduktion ist da leider keine Ausnahme.

Vom Regen unbeeindruckt - Fans von Cleopha 87 feiern in Grafenhausen

Dennoch konnten wir versichern: es geht voran. Auch an jenem Abend, der gespickt war mit wunderbaren Bildern, guter Musik , ein bisschen Nostalgie und jeder Menge Feuchtfröhlichkeit - von oben, von unten und in diversen Kehlen sowieso.


"Doing my Best" zum Abschluss

Wir fanden also, was wir suchten: glückliche Gesichter, tanzende Menschen und zum krönenden Abschluss der Acres Wild Song "Doing my best" als Rausschmeißer. Als mitten in der Nacht die Flutlichter angingen und damit das Ende der Veranstaltung verkündeten, waren wir zwar nass, aber zufrieden. Ein wirklich toller Drehtag ging zu Ende. Eigentlich hatten wir nur Aufnahmen für wenige Minuten drehen wollen. Zurück im Studio zeigte uns die Kamera aber mehrere Stunden Filmmaterial an. Ein deutliches Zeichen dafür, dass das Filmen Spaß gemacht hatte........


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